Die Wilfried-Steinbrenner-Stiftung
fördert Komponistinnen und Komponisten
zeitgenössischer Ernster Musik.

Zu Ehren seines Schwiegersohns, des früh verstorbenen Komponisten Wilfried Steinbrenner, stiftete der Fabrikant Friedrich Laibach im Jahr 1977 eine Summe von 150.000 DM. Im Namen der damit errichteten Wilfried-Steinbrenner-­Stiftung werden aus diesem Stiftungskapital bis heute jüngere, in Deutschland lebende Komponistinnen und Komponisten zeitgenössischer Ernster Musik, insbesondere solche mit musiktheatralem Schaffen, unterstützt und die Schöpfung neuer Musik gefördert.
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Stiftung

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Das Kuratorium

Das 1977 eingesetzte Gründungskuratorium bestand aus:

Wolfgang Fortner
(Vorsitzender)
Aribert Reimann (stellvertretender Vorsitzender)
Friedrich Leibach (Stifter)
Karin Steinbrenner

Nach dem Tod von Wolfgang Fortner 1987 wurde ­Aribert Reimann zum Vorsitzenden und Hans-Jürgen von Bose zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
In der Nachfolge des verstorbenen Stifters Friedrich ­Leibach wurde 2011 André Werner in das Kuratorium gewählt, dessen stellvertretenden Vorsitz er nach dem Rückzug von Hans-Jürgen von Bose  2012 übernahm.

2016 wurde das Kuratorium neu aufgestellt;
aktuell setzt es sich zusammen aus:

André Werner
(Vorsitzender)
Sarah Nemtsov (stellvertr. Vorsitzende)
Alexander Muno
Markus Fabian (Geschäftsführer)

Ausschreibung

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Die Stipendien

In regelmäßigen Abständen wird ein ggf. in zwei Hälften teilbares Stipendium in Höhe von derzeit 5.000 € vergeben. Die Ausschreibung richtet sich an fortgeschrittene Studierende und Absolventen eines Kompositions­studiums.

Das Kuratorium der Wilfried-Steinbrenner-Stiftung hat das Stipendium 2019 an den Stuttgarter Komponisten
Adrian Laugsch vergeben.

Derzeit ist keine Bewerbung möglich.
Die nächste Ausschreibung des Stipendiums der Wilfried-Stein­bren­ner-Stiftung findet voraussichtlich 2022 statt. 


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Portrait Wilfried Steinbrenner
Wilfried Steinbrenner
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Wilfried Steinbrenner Uraufführung Carmen
Marcia Haydee und Egon Madsen in der Uraufführung der John-Cranko-Inszenierung „Carmen“ am Stuttgarter Staatstheater, 1971, Foto: ullstein bild, dpa
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Wilfried Steinbrenner

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In den 1960er Jahren gehörte Wilfried Walter Steinbrenner zu den vielversprechenden Talenten der jungen, deutschen Musikszene. 1975 starb er im Alter von nur 32 Jahren.
Geboren am 26. März 1943 in Mosbach/Odenwald, war Wilfried Walter Steinbrenner bereits im Alter von acht Jahren kompositorisch tätig und eignete sich Grundwissen zur Satztechnik autodidaktisch an. Früh machte er Erfahrungen im praktischen Musikleben, so wurde er mit 16 Jahren ordentlicher Organist an der Stadtkirche in Rastatt. Mit Wolfgang Fortner fand er einen der versiertesten Professoren für Komposition, bei dem er von 1962 an in Freiburg (Breisgau) studierte. Parallel dazu nahm er ein Studium in den Fächern Horn und Klavier auf. In dieser Zeit fanden erste Berührungen mit den Münchner Musica Viva Konzerten statt, in denen er als Hornist tätig war. Nach Abschluss des Studiums war er 1967–1969 als Musiklehrer an der Odenwaldschule und 1970–1972 als Redakteur und Lektor im Musikverlag Schott in Mainz tätig. 1974 zog er sich in die Stille einer alten Mühle im Pfälzer Wald zurück, um sich ganz der Verwirklichung seiner kompositorischen Ideen zu widmen.

Wilfried Steinbrenner gehörte zu den hoffnungsvollen jungen Autoren der deutschen Musikszene. Die erfolgreiche Uraufführung seines Lyrischen Paradoxons „Kristall“ zu dem gleichnamigen Gedicht von Paul Celan für Sopran und Instrumentalisten in der Musica Viva mit Joan Carroll und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks bestätigte diese Erwartungen.
Unter seinen Kompositionen befinden sich „Imago I – III“ [Träume]: für 64 (32) Streicher und Solovioline, für Instrumente und Stimme und ein drittes für großes Orchester, das er nicht mehr vollenden konnte. Zusammen mit Wolfgang Fortner schrieb er für die Tanzlegende John Cranko Carmen-Bizet-Collagen, die 1971 vom Stuttgarter Ballett uraufgeführt wurden.

Gemeinsam mit anderen jungen Komponisten und Hans Werner Henze schrieb er 1973 als Kollektiv-Komposition die Kantate „Streik bei Mannesmann“, ein Agitpropstück für Sprecher, Sänger und Instrumentalisten. Im November 1971 erhielt Steinbrenner für seine „Preludes für Orchester“ den Förderpreis der Stadt Stuttgart. Sein Werdegang als Komponist vollzog sich im Stillen, abgewandt von allen Strömungen der Zeit. Er strebte nach der Synthese von Tradition mit seinen ureigensten Vorstellungen von einem „abstrakten“ Avantgardismus. Im Alter von erst 32 Jahren starb Steinbrenner in Homburg an der Saar an einer Leukämie-Erkrankung.
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Wilfried Steinbrenner, „Kristall“, Lyrisches Paradoxon für Sopran und Instrumentalisten, 1971/1972, Manuskript, Seite 2, © Schott Musik GmbH & Co. KG
Wilfried Steinbrenner, „Kristall“, Lyrisches Paradoxon für Sopran und Instrumentalisten, 1971/1972, Manuskript, Seite 22, © Schott Musik GmbH & Co. KG
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Kompositionen

Drei Orchesterstücke (1966/1967)

Agonia für Piccolo, Blechbläser, Schlagzeuger und Tonband (1968)

Préludes für Orchester (1968–1970)

Carmen-Bizet-Collagen, Ballett von John Cranko (1970, in Zusammenarbeit mit Wolfgang Fortner)

Kristall, Lyrisches Paradoxon für Sopran und Instrumentalisten (1971/1972)

Sieben Lügengeschichten (1973)

Streik bei Mannesmann, Szenische Kantate (1973, Kollektivarbeit u.a. mit Hans-Werner Henze)

Imago I, Redukt für 32 (64) Streicher und obligate Solovioline

Laisser vibrer jusqu’a la mort oder Imago II (zweiter Traum) für Sopran, große Trommel, Basstuba und Kontrabass

Imago III (unvollendet)

→ Wilfried Steinbrenner bei schott-music.com

Auszeichnungen

1971
Förderpreis der Stadt Stuttgart

1973
Stipendiat der Heinrich-Strobel-Stiftung
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Zuerkannte Stipendien

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In den Jahren 1980 bis heute wurden Stipendien an folgende Personen vergeben:

2019
Adrian Laugsch
ist Komponist und Performer. Er hatte zunächst Kompositionsunterricht bei Lydia Weißgerber und studierte anschließend von 2014 bis 2019 Komposition bei Prof. Martin Schüttler an der Musikhochschule Stuttgart. Er interessiert sich unter anderem für historisch, (auto)biographisch und nostalgisch vorgeprägtes bzw. aufgeladenes Material und dessen Konfrontation mit digitalen, multimedialen und theatralen Strategien.

2013
Stefan Hanke
studierte Komposition bei Heinz Winbeck in Würzburg und bei Manfred Trojahn in Düsseldorf. Ein Schwerpunkt in seiner Arbeit bildet das Musiktheater. Stefan Johannes Hanke lebt als freischaffender Künstler in Düsseldorf.
Alexander Muno 
studierte an der Hochschule für Musik Würzburg in der Meisterklasse von Heinz Winbeck. Bisher entstanden zwei abendfüllende Opern, Orchester- und Kammermusikwerke, Vokalmusik.


2011

Matthias Ockert
studierte von 1995 bis 2004 Jazz-Gitarre bei Attila Zoller und Bill Connors in New York sowie von 2001 bis 2008 Komposition an der Hochschule für Musik Karlsruhe bei Wolfgang Rihm. Ockert spielte in vielen Musikbesetzungen in den USA und Europa. Seine Werke werden bei internationalen Festivals für zeitgenössische Musik aufgeführt.

2009
Anno Schreier
studierte von 1999 bis 2005 bei Manfred Trojahn an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf, 2003/04 am Royal College of Music London und 2005–2007 in der Meisterklasse von Hans-Jürgen von Bose an der Hochschule für Musik und Theater München. Seit 2008 ist er Lehrbeauftragter für Musiktheorie an der Hochschule für Musik Karlsruhe.
Benjamin Schweitzer
studierte von 1993-1998 Komposition (bei Wilfried Krätzschmar), Musiktheorie (bei Jörg Herchet) und Dirigieren (bei Christian Kluttig) an der HfM Dresden. Schweitzers Werke wurden in zahlreichen Konzerten in ganz Deutschland und im Ausland aufgeführt. Das Hauptgewicht von Schweitzers Arbeit liegt auf dem Gebiet der Kammer- und Ensemblemusik.
Miroslav Srnka
studierte von 1993 bis 1999 Musikwissenschaft an der Karls-Universität Prag, ab 1995 auch Komposition bei Milan Slavický an der Prager Akademie der Darstellenden Künste. Seine Kompositionen wurden vom Arditti Quartett und dem Ensemble Modern bei den Klangspuren Schwaz, dem New Music Days Ostrava, bei Musica Strasbourg und Avanti! Summer Sounds in Porvoo, Finnland, uraufgeführt.
Mario Wiegand
studierte von 1990 bis 1995 an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar (Komposition, Klavier); 1995 bis 1997 Aufbaustudium; seit 1997 freischaffender Komponist, Kammermusiker und Pädagoge.

2008

Jan Masanetz
studierte von 2004 bis 2009 Komposition bei Manfred Trojahn an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf und absolvierte anschließend ein Meisterklassenstudium bei Wolfgang Rihm an der Hochschule für Musik Karlsruhe.
Alexander Muno
(siehe Jahr 2013)
Sarah Nemtsov
studierte seit 2000 Oboe und Komposition an der Hochschule für Musik und Theater Hannover und später an der Universität der Künste Berlin. Ihre wichtigsten Kompositionslehrer waren Johannes Schöllhorn und Walter Zimmermann. Ihre Werke werden bei internationalen Festivals aufgeführt, 2014 war sie Gastdozentin für Komposition (Schwerpunkt Musiktheater) an der Musikhochschule Köln.
Sergej Newski
studierte Musiktheorie am Moskauer Konservatorium. Anschließend setzt er sein Studium an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden bei Jörg Herchet und an der Universität der Künste Berlin bei Friedrich Goldmann fort. Sergej Newskis Musik wird unter anderem bei den Donaueschinger Musiktagen, bei den Festivals Wien Modern, Éclat, MaerzMusik, UltraSchall, Musica Viva (München) und Warsaw Autumn aufgeführt.

2006
Philipp Maintz
studierte Komposition bei Michael Reudenbach, Robert HP Platz und elektronische Musik bei Karlheinz Essl, ferner ergänzte er seine Studien durch Arbeiten am CRFMW (Centre de Recherches et de Formations Musicales de Wallonie) der Universität Lüttich und am IRCAM (Institut des Recherches et Coordinations Musicales) in Paris. Aufführungen seiner Werke fanden unter anderem bei den Wittener Tagen für Neue Kammermusik, den Salzburger Festspielen, bei musica (Strasbourg) und Wien modern statt.

2004
André Werner
studierte nach dem Studium der klassischen Gitarre und Oboe an der Musikhochschule Bremen (1980 bis 1986) von 1986 bis 1992 Komposition an der Hochschule der Künste Berlin bei Frank Michael Beyer. Seine Arbeit umfasst Werke für das Musiktheater, Orchester- und Kammermusik sowie Kompositionen für die Stimme (Klavierlied oder Solo).

2002
Volker Nickel
studierte Musikwissenschaft, Philosophie und Psychologie in Augsburg und München, später Komposition bei Hans-Jürgen von Bose an der staatlichen Hochschule für Musik und Theater in München. Nickel lebt und arbeitet als freischaffender Komponist in München und unterrichtet Musiktheorie am LMZ der Universität Augsburg.

2000
Enno Poppe
studierte Komposition und Dirigieren an der Universität der Künste Berlin, u.a. bei Friedrich Goldmann, Gösta Neuwirth und Carl August Bünte. Seit 1998 leitet er das auf die Interpretation Neuer Musik spezialisierte ensemble mosaik in Berlin. Von 2002 bis 2004 hatte er einen Lehrauftrag an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Berlin.
Ralf Soiron
studierte die Fächer Komposition bei Prof. Meyer und Prof. York Höller, elektronische Musik bei Prof. Humpert, Klavier und Pädagogik bei Prof. Oldemeyer sowie Dirigieren bei Prof. Luig an der Musikhochschule Köln. Parallel zu seinen umfangreichen pianistischen und dirigentischen Tätigkeiten entstehen regelmäßig Kompositionen in allen Besetzungen bis zu großen Orchester-und Opernwerken.

1995
Charlotte Seither
studierte Komposition, Klavier, Germanistik und Musikwissenschaft in Hannover und Berlin und wurde 1998 promoviert. Ihre Werke kommen in den meisten Ländern Europas, in Asien, Kanada, Südamerika und den USA zur Aufführung.

1992
Matthias Pintscher
begegnete 1990 Hans Werner Henze. Von 1992 bis 1994 studierte er bei Manfred Trojahn an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf. Seit 2007 ist Matthias Pintscher Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Theater München sowie seit 2014 an der Juilliard School in New York. Seit 2013 leitet er das Ensemble intercontemporain in Paris.

1991
Hans Huyssen
begann seine Studien am Konservatorium der Universität Stellenbosch. Ende der 1980er Jahre wurde er Schüler von Gerhard Wimberger am Mozarteum in Salzburg. Mit einer Meisterklasse bei Hans-Jürgen von Bose an der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater München beendete er seine Kompositionsstudien. Seit 2005 ist er Senior Lecturer für Historische Aufführungspraxis an der University of the Freestate in Bloemfontein.

1990
André Werner
(siehe Jahr 2004)

1988
Detlef Heusinger
ist Musiker, Komponist und Dirigent. Seit Oktober 2006 leitet er das Experimentalstudio des SWR und ist damit der Nachfolger von André Richard. 2009 gründete Detlef Heusinger das Solistenensemble Ensemble Experimental.

1987
Wilfried Maria Danner
studierte von 1974 bis 1983 an der Folkwang-Hochschule in Essen Komposition in der Meisterklasse von Hans Werner Henze und elektronische Komposition bei Hans Ulrich Humpert an der Kölner Musikhochschule. Lehraufträge führten ihn unter anderem an die Universität Duisburg, die Universidad Rio Piedras in San Juan und Puerto Rico/USA, an die Sorbonne in Paris und an die Konservatorien in Brüssel und Genf.

1986
Franz Martin Olbrisch
studierte von 1979 bis 1985 Komposition und Musiktheorie bei Frank Michael Beyer an der Hochschule der Künste in Berlin. Seit 2008 leitet er als Professor für Komposition das Studio für Elektronische Musik der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden.

1985
Ralf Emig
komponierte u.a. Terzinen für Alt (Bariton), 2 Harfen und Streichsextett, Die Nacht hat eignen Sang für Flöte (A), Violoncello und Akkordeon, Cadenza e Fantasia „La Ferdinanda“ für Violine Solo
Günter Wiesemann
schlug zuerst den Weg als Jazzpianist ein. Inspiriert von der Zusammenarbeit mit Schriftstellern wie Erich Fried und Max von der Grün kehrte er Anfang der 1980er Jahre zurück zu seiner Leidenschaft für zeitgenössische Musik und Textvertonungen und studierte Komposition bei Jürg Baur in Köln. Seit 1989 geht Wiesemann einer intensiven Konzerttätigkeit als Pianist, Organist und Perkussionist mit eigenen Ensembles nach.

1984
Reinhard Febel
studierte ab 1979 Komposition bei Klaus Huber in Freiburg im Breisgau und besuchte am IRCAM in Paris Kurse für elektronische Musik. Seit 1997 ist er Professor für Komposition an der Universität Mozarteum in Salzburg.

1983
Detlev Müller-Siemens
studierte Komposition und Theorie an der Musikhochschule Hamburg bei Günter Friedrichs und György Ligeti (1973 bis 1980) sowie am Conservatoire de Paris bei Olivier Messiaen (1977/78). Von 1991 bis 2005 lehrte er an der Musikhochschule Basel Komposition und Musiktheorie. Seit 2005 ist er Professor für Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

1981
Hans-Christian von Dadelsen
lernte Komposition und Musiktheorie bei Diether de la Motte und György Ligeti sowie Musikpädagogik bei Hermann Rauhe. Ab 1980 entwickelte er schrittweise gemeinsam mit der Komponistin Babette Koblenz eine konsequent polyrhythmische Stilistik („flexible Beats“). Von 2007 bis zu seinem Ruhestand 2014 arbeitete Hans-Christian von Dadelsen als Musiklehrer am Hegau-Gymnasium Singen, wo er auch die Big Band leitete. Von Dadelsen lebt im Wendland in Clenze.

1980
Reinhard Karger
studierte von 1972 bis 1977 Komposition bei Erhard Karkoschka an der Musikhochschule Stuttgart, anschließend 1977 und 1978 Theater und Musik am California Institute of the Arts in Los Angeles. Seit 2008 ist Karger Professor für Komposition mit Schwerpunkt Medienkomposition an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien.
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